24 Wertherbrucher Gericht

„Recht“sprechung im Mittelalter

25 Jahre nachdem Ritter Heinrich von der Lecke „das Bruchland“ vor seinem Schloss Werth im Jahr 1296 vom Kölner Erzbischof als Lehen erhalten hatte, wurde seinem Sohn Peter die „hohe und niedere Gerichtsbarkeit ebendort“ übertragen.

Mit einer Urkunde vom 18. August 1321 wurden Werth und Wertherbruch für Jahrhunderte zur „Herrschaft Werth“ miteinander verbunden. 1357 wurde mit Dietrich von Wilgenhaven der erste Richter für Wertherbruch namentlich erwähnt. Dieser war zu jener Zeit auch Drost (=Beamter) der Herrschaft Werth (Anm: die Gewaltenteilung in Legislative / Exekutive / Judikative gab es noch nicht).

Die älteste erhaltene Urkunde des Wertherbrucher Gerichts stammt aus dem Jahr 1366. Die ist mit einem Originalsiegel versehen, welches Vorbild für das 1953 der Gemeinde Wertherbruch vom Land NRW verliehene Wappen und Siegel wurde. Die dargestellt Burg besaß wohl nie ein reales Vorbild, sondern hatte eher symbolische Bedeutung.

Früher fanden Gerichtssitzungen meist unter freiem Himmel statt. Das Wertherbrucher Gericht hat an der Kirche getagt.

Die Richtstätte der Herrschaft Werth lag außerhalb des heutigen Wertherbruchs „auf einer Weiden an der Kalforth“. Selbst Mitte des 18. Jahrhunderts lesen wir von einer Hofstelle, namens „Galgen Jans Stätte“, die sich hinter dem heutigen Ponyhof Leiting zwischen Krummer Wässerung und Landwehr befand.

Dass es zu Hinrichtungen kam, belegen Zeugenaussagen, z. B. für Anfang 1500. 1604 sollte ein „Missetäter an der gewöhnlichen Gerichtstätte mit dem Schwert hingerichtet und dort begraben werden“.

Im Zuge des Wiederaufbaus der Herrschaft Werth nach der spanischen Zerstörung bauten um 1604 zwei Wertherbrucher Zimmerer einen neuen Galgen und ein Rad. Die Wertherbrucher waren für den Aufbaus an der Richtstätte zuständig und erhielten dafür „ein halbes Fass Bier“. Na denn – zum Wohle!

Durch staatliche Reformen verlor die Wertherburcher Gerichtsbarkeit mehr und mehr an Bedeutung. Der letzte bekannte Richter war Anfang des 19. Jahrhunderts Diederich Arnold Wilhelm Vethacke, der gleichzeitig Oberbürgermeister in Rees war.

GerichtssiegelOrt des Gerichtes Gerichtssiegel

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