Rodehorst

Rodehorst – Kurzübersicht

Rodehorst 1997

Rodehorst 1997

Die Ursprünge des Hauses Rodehorst liegen noch im Dunkeln.
Es ist unbekannt, ob auf der gerodeten Horst, die sich innerhalb des niedriger gelegenen Bruchlandes befand, schon vor der großen Urbarmachung des gesamten (Werther-) Bruches durch die Herren von der Lecke nach 1296 bereits Menschen siedelten.

1386/1387 erste Erwähnung der Rodehorst: Zahlungen des Claws Gelkens aus Rodehorst an die Herren von Culemborg. 1

1443 Roeloff Gelken als ehemaliger Erbpächter von Rodehorst erwähnt; ihm folgt Frank von Wittenhorst. 2

1448 Frank von Wittenhorst unterstellt sich unmittelbar dem Herzog von Kleve als Landesherrn.
1451/1452 ordnete sich von Wittenhorst wiederum dem Herrn von Culemborg unter
1481 Nachdem die von Wittenhorst der Familie von Culemborg durch eine Heirat verbunden wurden,3 schenkte Herr Jaspar von Culemborg die Rodehorst erblich an Franks Sohn, Jakob von Wittenhorst.
1550/60iger mehrere Schuldverschreibungen des Roloff von Wittenhorst aus der
Rodehorst legen ernsthafte Geldprobleme nahe. 4
1557 Roloff von Wittenhorst tötet im Streit den Johann Neiben. 5
1565 verkauften die Wittenhorsts die Rodehorst mit allem Zubehör einschließlich Sitz und Begräbnisplatz in der Kirche an Wolter van Sevenaerund Frau. 6
1566 Nov. 19 Mit einem weiteren Verkauf durch die Erben des van Sevenaer an Stephan van der Capellen war Graf Floris von Pallandt-Culemborg nicht einverstanden und machte ein Nachkaufsrecht geltend. 7 Er erhielt das Gut zum vereinbarten Kaufpreis. Es kam zu Streitigkeiten und langwierigem Schriftverkehr. Noch nach 1600 sind Zahlungen zu leisten.
1569 wird Jakob Cuilink Pächter des Grafen. 8
1570iger Der Rentmeister von Wertherbruch, Hermann van Würtzhausen, hat auf der Rodehorst seinen Amtssitz. Aus dieser Zeit hat sich eine umfangreiche Akte erhalten, in der u. a. Bau/Renovierungsarbeiten auf Rodehorst erwähnt werden. 9 U. a. geht es um den Ersatz von Gläsern (wohl Glasscheiben), Schmiedearbeiten am Backofen, der Zugbrücke, im Kornsöller, im Saal und im Keller, den Neubau eines Stalls unter Beschreibung der einzelnen Bauschritte, den Bau eines Backofens usw.
ca. 1581 Im Rahmen der Verwüstung Wertherbruchs durch die Spanier wurde ab etwa 1581 auch Rodehorst zerstört. 10
ca. 1597 scheint das Gut möglicherweise an Christian ter Huetten und seinen spätestens 1603 verstorbenen Vater für 16 Jahre verpachtet worden zu sein . 11
1603 Ebenso, wie für das gesamte Dorf fiel auch der Wiederaufbau der Rodehorst nicht leicht, wie eine gerichtliches Besichtigungsprotokoll sowie eine Befragung und Anhörung des Pächters Christian ter Huetten, der detailliert seine Probleme schilderte, ergaben. Die vertragliche Vereinbarung, auf Kosten des Pächters ein Haus von 4 oder fünf Gebund zu errichten, war nicht erfüllt worden. Statt eines „Hausmannsbehausung“ fand sich im März 1603 ein Spieker von 3 Gebund . 12
spätestens 1631 Großen Schaden erlitt die Rodehorst, nachdem der Rentmeister der Herrschaft Werth, zu der auch Wertherbruch gehörte, die Bäume um das Gut entfernte. Die Folge war, dass das Anwesen durch ein Unwetter erheblichen Schaden nahm, nachdem die schützende Bepflanzung fort war. 13 Möglicherweise erhielt das Haus nach diesem Unglück in etwa sein heutiges Ansehen. Spätere grundlegende Zerstörungen oder ein Neuaufbau lassen sich bisher nicht dokumentieren.
1638/39 Als Pächter der „Roohorst“ im 7. von 12 vereinbarten Pachtjahren ist Henrich van Walien in der Rechnung der Herrschaft Werth für 1638/1639 vermerkt. 14
1670 1670 wird der Rentmeister Paul Spoltmann als Pächter des „Guts“ Rodehorst für eine jährliche Pacht von 50 Reichstalern genannt. 15
1691 Im 4. von 6 Vertragsjahren wird der Herman Sweinum als Pachtzahler für die Rodehorst aufgeführt . 16 In der Rechnung der Herrschaft Werth 1693/1694 wird der Name Herman Swynum geschrieben. 17
1706 Als Pächter ist Steffen ter Furth nachzuweisen. Die Größe der Besitzung ist mit 35 Morgen angegeben. An anderer Stelle in dieser Akte findet sich der Name Steffen Forthman bei einer Flächenangabe von 45 Morgen 195 Ruten . 18
1715 ach dem Verkauf von Wertherbruch an den preußischen Generalfeld-marschall Reichsgraf Alexander Hermann von scheint Rodehorst den Amtmännern der Grafen von Wartensleben als Amtssitz gedient zu haben.
1793 Juli 22 Der Amtmann Friedrich Wilhelm Hermanni (1755 – 1816) berichtete über den zehn Wochen früher geschehenen Überfall einer „mörderischen Diebesbande“. Zum besseren Schutz des „hiesigen Amts-Hauses“ überließ die Kirchengemeinde ihm eine ausgediente Kirchenglocke, nachdem es ihm nicht möglich gewesen war, mit seiner bisherigen kleinen Glocke, die von da an ihren Platz auf dem Pfarrhaus fand, Hilfe herbeizuläuten. 19
1805 kauften Amtmann Friedrich Wilhelm Hermanni und seine Frau Catharina Henrietta geb. Roß dem Grafen von Wartensleben das Gut für 11.500 Reichstaler ab, 20 wobei u. a. eine bereits für 1636 bezeugte jährliche Rente für das Waisenhaus in Rees erhalten blieb. 21 Noch heute ist vielen Wertherbruchern die Familie Hermanni ein Begriff. Sie bewohnte Rodehorst weit mehr als 100 Jahre.
19. Jahrhundert Der einzige Sohn und Erbe der Rodehorst, das in jener Zeit kein Amtshaus mehr war, Ferdinand Gottfried Mauritz Hermanni, soll den Frauen und dem Spiel sehr zugetan gewesen sein. Diese teueren Vorlieben belasteten das Gut wirtschaftlich schwer, so dass seine Witwe später Fremdenzimmer vermietete. Sie, ihre Kinder sowie ein Bruder brachten den Hof mit viel Einsatz wieder nach vorne.
1917 veräußerten die Hermannis Rodehorst 1917 als Landsitz an den Duisburger DEMAG-Generaldirektor Reuter.
1974 Über die Besitzer Reuter, Buschmann und Hellenkamp kam die Besitzung an die Eheleute Arno und Rosemarie Mock, die Rodehorst mit großem Einsatz instandsetzten und bis 1998, dem Jahr des nunmehr letzten Verkaufs, bewohnten.
1998 wurde das Haus und die es umgebende Grabenanlage offiziell unter Denkmalschutz gestellt . 22 Die heutigen Eigentümer, Prof. Dr. Dietrich Berdel und Frau Dr. Andrea von Berg haben Rodehorst wiederum umfangreich in Stand gesetzt und das Haus durch ihre hochrangigen Musikveranstaltungen weithin bekannt gemacht.

1 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akten Nr. 240
2 Rijksarchief Arnheim; Het Archief der Heeren en Graven van Culemborg; inv. 1787 fol. 169
3 De Nederlandse Leeuw; 92. Jahrgang; Nr. 3, März 1975, Dr. A. W. Dek.: De adelijke geslachten
Van Culemborg en Van Vianen…; S. 94
4 z. B.: NW StA Münster, Herrschaft Werth, Urkunde Nr. 75
Kleve-Märkische Regierung, Landessachen Nr. 502 S. 346
5 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 124
6 NW StA Münster, Herrschaft Werth, Akte Nr. 207
7 NW StA Münster; Kleve-Märkische Regierung, Landessachen Nr. 509
NW HStA Düsseldorf; Kleve-Mark, Akten Nr. 828
8 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 336
9 NW StA Münster; Kleve-Märkische Regierung, Landessachen Nr. 502
10 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 626
11 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 341
NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 444
12 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 341
NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 444
13 Staatsarchiv Marburg; Waldeckische Ältere Kanzleien Bestand 115 Abteilung 38 oder Bestand 117
14 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 293
15 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 483
16 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 296
17 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 297
18 Thür. StA Meiningen; Geheimes Archiv Hildburghausen VIII C 22
19 Archiv der Evangelischen Kirchengemeinde Wertherbruch
20 Kaufvertrag im Privatbesitz der Familie Grotjohann in Fröndenberg (Nachfahren der Familie
Hermanni)
21 NW StA Münster; Herrschaft Werth, Akte Nr. 358
22 Stadt Hamminkeln; Beschlussvorlage Nr. 1062 vom 14. Juli 1998