Stele 09
„Mautgebühren“ für die Nutzung der Hauptverkehrsader des Dorfes
„Kirchdeich“ – so hieß die Straße ehemals. Schon 1455 ist der Name für Wertherbruchs Hauptverkehrsader urkundlich belegt. Die Bezeichnung weist auf die ursprüngliche Bedeutung für den Hochwasserschutz hin. Die Gräben an beiden Seiten der Straße sind seit jeher wichtig für die Entwässerung des Bruchlandes. Noch um 1700 war der Name „Kirchdeich“ gebräuchlich.
Noch im letzten Jahrhundert hatten die Einwohner Hand- und Spanndienste zur Instandsetzung der Gemeindewege zu leisten. Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurden zudem von der Gemeinde sogenannte „Knüppelleger“ beschäftigt. Diese verlegten auf den nicht fest ausgebauten Gemeindewegen Holzknüppel in die Fahrspuren, damit die Wagen ausweichen mussten. So wurden die Wege gleichmäßiger befahren und es entstanden nicht so tiefe Spuren. Angepflanzte Obstbäume reduzierten die Sonneneinstrahlung und brachten wirtschaftlichen Nutzen.
1842 war es zum Schutz der Gräben am sogenannten „Communikationswege“ verboten, dort Tiere weiden zu lassen. Früher hatte zumindest der Besitzer des Gutes Kaisershorst das Recht, an der Straße seine Schafe weiden zu lassen.
Im Jahr 1847 führte der Gemeinderat einen Prozess gegen einen Anlieger, damit die Straße nach ihrem Ausbau nicht mehr der „alten Schlangenwindung“ folgen müsse. Der Ausgang des Verfahrens ist unbekannt, Straßenwindungen sind erhalten geblieben. Die Teilweise tödlichen Verkehrsunfälle früherer Zeiten sind durch Geschwindigkeitsbegrenzungen und andere Maßnahmen, wie Radwegebau entlang der Straße, stark zurückgegangen.
Im Jahre 1852 wollte der Gemeinderat Geld für den Straßenausbau vom Kreuzweg bis zur Loikumer Grenze nur unter der Voraussetzung bewilligen, wenn Loikum und Hamminkeln ihrerseits die Wege nach Wesel ausbauen. 1862 erging ein amtlicher Erlass über den Ausbau der „Gemeinde-Chaussee“ von Hamminkeln über Loikum und Wertherbruch bis Werth. Die Straße wurde 1865 fertig gestellt. Für die Nutzung wurden zeitweise Chaussee-Gelder erhoben – eine Art Maut, wie wir heute sagen würden.
Die Bezeichnung Provinzialstraße ist eine veraltete Klassifikation für eine Staatsstraße für deren Unterhalt der preußische Staat aufkommen musste. Der Name erklärt sich dadurch, dass Wertherbruch ehemals zur preußischen Rheinprovinz gehörte.