Historischer Arbeitskreis

Die Beschäftigung der Wertherbrucher Bürger mit ihrer Vergangenheit führte über lange Zeit ein Schattendasein.

Geschichtliches Interesse zeigten schließlich zunächst vor allem Erich Berning aus Wertherbruch und Dietrich Schepper aus Vehlingen.

Nachdem das Kirchenarchiv durch den Isselburger Stadtarchivar Dietrich Schepper aus Vehlingen sortiert war, bildete das von dem ehemaligen Wertherbrucher Bürgermeister Erich Berning vor allem in den Staatsarchiven Münster und Düsseldorf zusammengetragene Material den Grundstock für die Arbeit des Historischen Arbeitskreises Wertherbruch.

Dieser konstituierte sich im Jahr 1990 und setzte sich im Wesentlichen aus folgenden Personen zusammen:

Erich Berning, Martin Berning, Werner Blecking, Luise Holsteg, Rolf Schäfer, Helmut Somsen und Heinz Weyer.

Das Ziel lautete zunächst, die Wertherbrucher Geschichte aufzuarbeiten.

Da 1996 der 700. Jahrestag der Ersterwähnung anstand, steuerte die Entwicklung nahezu zwangsläufig auf die Herausgabe eines Buches zu, das schließlich erst im Herbst des Jahres im Dirk Cyrener Verlag, Rees-Haldern, mit einer Startauflage von 600 Exemplaren unter dem Titel „Alte Herrlichkeit Wertherbruch“ erschien. Es hat über 460 Seiten und beinhaltet insbesondere folgende Beiträge:

Heinz Weyer                       Aus der Geschichte der Herrlichkeit Wertherbruch

Martin Berning                   Von der französischen Herrschaft bis heute

Rolf Schäfer                       Die Pfarrkirche

Karl Heinz Kühn                 Aus der Geschichte der Schule

Luise Holsteg                     Von der Wiege bis zur Bahre – Leben in Wertherbruch

Heinz Bernd Westerhoff     Aspekte zur Landwirtschaft

Helmut Somsen                 Vereine und Organisationen; Handel, Handwerk und Gewerbe

Buch_01Buch_01iNeben einem farbigen Fototeil sind zahlreiche weitere Aufnahmen im Text enthalten.  Für die Fotosammlung zeichnet vor allem Werner Blecking verantwortlich.

Die hervorragende Aufnahme des Werkes machte eine zweite Auflage (400 Stück) erforderlich, so dass statistisch nahezu auf jeden Einwohner des Dorfes ein Buch entfällt. Zwischenzeitlich ist es nur noch antiquarisch erhältlich.

Eine Besprechung von Dieter Kastner findet sich in den „Annalen des Historischen Vereins für den Niederrhein“, Heft 201; Pulheim 1998, S. 312.

Der Historische Arbeitskreis zeichnete auch für die Feierlichkeiten im Ort verantwortlich, die mit Unterstützung der Bevölkerung, der Gemeinde Hamminkeln und einigen Sponsoren im Jubiläumsjahr stattfanden. Vor allem der einleitende Festakt und der große Umzug sind den Menschen hier noch in lebhafter Erinnerung.

Erich Berning verstarb am 2. März 1995 und erlebte den Erfolg der Arbeit nicht mehr.

Angespornt durch die gute Resonanz befaßte sich der Historische Arbeitskreis mit einem weiteren Projekt:

Es wurde bis 1999 ein neuer Band zusammengestellt. In diesem Fall handelt es sich um ein Fotobuch mit über 440 alten Aufnahmen auf 208 Seiten im Format DIN A 4.

Es trägt den Titel „Bewahrt vor dem Vergessen – Wertherbruch belichtet von 1880 bis 1950“ und enthält Bilder aus jener Zeit zu verschiedenen Themen wie: Kinder und Jugend, Hochzeit, Häuser und Menschen, Landwirtschaft, Schule, Kirche, Postkarten, Handel, Handwerk und Gewerbe, Vereine, Persönlichkeiten und „unruhige Zeiten“.

Buch_02Buch_02iDabei sind natürlich „strenge“ Gruppenaufnahmen, aber auch heitere Schnappschüsse. Die Bilder und die zugehörigen Texte enthüllen Einiges über das Leben und die Menschen in unserer niederrheinisch-westfälischen Grenzregion in früherer Zeit. Für die ansprechende Gestaltung sowie die Produktion ist Stefan Reichmann, Agentur für Kommunikation & Grafik Design in Rees-Haldern verantwortlich. Der Fotoband dürfte nicht nur für Wertherbrucher und Ehemalige, sondern auch für Bewohner aus den Nachbarorten und allgemein lokalgeschichtlich Interessierte attraktiv sein.

Die Auflage beträgt 1000 Exemplare. Das Buch ist noch über Helmut Somsen, Provinzialstraße 70 und Heinz Weyer, Wertherbrucher Straße 6 B sowie die 1. Vorsitzende der Alten Herrlichkeit, Andrea Nienhaus (Tel.: 02873 /91 92 00) zum Preis von 15,00 EUR erhältlich.

Am 28. Mai 2004 mußte der Historische Arbeitskreis Wertherbruch von Martin Berning Abschied nehmen, der im Alter von nur 34 Jahren verstarb.

Nach langer Recherche haben Werner Blecking, Luise Holsteg, Helmut Somsen und Heinz Weyer ein weiteres Buch erstellt, das über die Alte Herrlichkeit im November 2015 herausgegeben wurde. Buch_03Buch_03iDargestellt werden die Lebensläufe / Schicksale von Kriegsopfern aus und in Wertherbruch. Hierzu gehören Männer und Jugendliche, die aus dem Dorf stammen, hier gelebt bzw. geboren wurden, beginnend mit einem Soldaten, der mit Napoleons „Großer Armee“ nach Russland zog und nie mehr zurückkehrte. Es geht weiter über wenige Kriegstote aus den Kriegen von 1866 und 1870/1871 über die Katastrophe des 1. Weltkrieges bis zum 2. Weltkrieg. Zum Krieg von 1939 – 1945 gehören auch die Soldaten, die vor allem im März 1945 im Dorf starben, ob bei Gefechten oder auf dem Verbandsplatz auf Gut Rodehorst. Zu den Opfern zählen weiterhin die hingerichteten Soldaten, Ziviltote aus Wertherbruch, die hier oder an ihrem Wohnort zu Tode kamen, alliierte Flieger, ein deutscher Pilot und ein Zwangsarbeiter.

Insgesamt sind Informationen zu mehr als 200 Opfern zusammengetragen worden. Im Laufe der Arbeit konnten dabei auch konkrete Schicksale bislang vermisster Soldaten geklärt werden. Das besondere Anliegen des Arbeitskreises war es, den Opfern des Krieges, die häufig nur eine statistische Größe darstellen, ein Gesicht zu geben und Schicksale anschaulich zu machen. Besonders dem Einsatz von Werner Blecking ist es zu verdanken, dass so viele Biographien erstellt und auch Bilder beschafft wurden. Zu gefallenen Soldaten gibt es Denkmäler, die aber zu den Menschen selbst nur wenig Aufschluss geben. Aus welchen Familien stammen sie, wo haben sie gewohnt, gearbeitet, wie waren ihre familiären Verhältnisse, die Umstände ihres Soldatendaseins und des Todes? Befragt wurden Zeitzeugen und Angehörige, die teilweise zwischenzeitlich verstorben sind. Dazu kommen Feldpostbriefe, vielfältige Archivauskünfte aus Deutschland und dem Ausland sowie Recherche über Zeitungen, Heimatvereine und Kirchengemeinde.

Die meisten der 330 Exemplare des Buches „Kriegsopfer – Bewahrt vor dem Vergessen“ sind verkauft. Interessenten können es noch bei den Mitgliedern des Arbeitskreises in Wertherbruch, über Andrea Nienhaus, bei der Raiffeisen-Geossenschaft in Wertherbruch sowie BüroKomplett Willi Messing in Dingden erwerben. Bestellungen können auch unter der Email-Adresse des Historischen Arbeitskreises hak.wertherbruch@t-online.de erfolgen. Der Verkaufspreis des 224 Seiten starken Bandes im DIN A4 Format beträgt 20 Euro.

In den Beiheften zu den „Mitteilungen aus dem Schlossarchiv Diersfordt und vom Niederrhein“ ab Heft XX findet sich u. a. die Übersicht des Inhalts des Archivs der Evangelischen Kirchengemeinde Wertherbruch. Dazu kommen die Tauf-, Heirats und Sterbeeinträge in den Kirchenbüchern der reformierten Gemeinde Wertherbruch von 1743 – 1907 sowie die Konfirmationen 1744 – 1829 und die detaillierte Volkszählung des Amtes Haldern von 1840, u. a. der Gemeinde Wertherbruch. Wichtig ist, dass jeweils ein Register beigefügt ist, so dass auch ein erster schneller Überblick zu bestimmten Namen usw. möglich wird.

Das Archiv der Ev. Kirchengemeinde Wertherbruch hatte der inzwischen verstorbene Dietrich Schepper im Jahr 1979 nach einem alten Plan erfaßt und geordnet. Für die o. g. Veröffentlichung wurde die Zusammenstellung an einigen Stellen ergänzt und überarbeitet. Der lokalgeschichtlich Interessierte bekommt einen Überblick über den Inhalt des Archivs, dessen Bestände nicht weiter als bis 1743 zurückgehen. Zudem erfährt er zahlreiche Details über die Kirche und Pfarrer, Schule und Lehrer, Gerichtsprozesse, Landverpachtungen, Holzverkäufe usw. .

Die von Heinz Weyer abgeschriebenen Kirchenbucheinträge von 1743 – 1907 und die Wertherbrucher Volkszählung von 1840 stellen zunächst eine spröde Lektüre dar, sind aber eine Fundgrube für Genealogen und diejenigen, die sich für die Geschichte des Ortes und seiner Bewohner interessieren.

Kontakt für die Beihefte: Hermann Kleinholz (Drosselstraße 13, 46487 Wesel; Tel.: 016094647495 und e-mail: h.kleinholz@gmx.de).

Ideen für Projekte, die der Historische Arbeitskreis, ggf. auch mit neuen Interessenten in Angriff nehmen könnte, gibt es genug:

So arbeiten Karl Böing und Heinz Weyer weiterhin an der Geschichte der Wertherbrucher Höfe und der Genealogie seiner Bewohner. Über Unterlagen aus dem Kirchenarchiv, den Landesarchiven in Nordrhein-Westfalen, Kirchenbücher der Nachbargemeinden und kommunale Standesamtseinträge der Umgebung sind bereits über 8.000 Personen in einem Genealogieprogramm erfasst worden. Die Lage vieler Höfe, die Schicksale ihrer Bewohner und familiäre Bindungen konnten bereits geklärt werden.

Da die Genehmigung zur Errichtung der Pfarrkirche in Wertherbruch aus dem Jahr 1318 stammt, könnte die Geschichte der Kirche aufgearbeitet werden.

Ein Buch als Kalender, der über 366 Tage jeweils ein historisches oder gesellschaftliches Thema bzw. Biographien zu Menschen, die für Wertherbruch relevant sind, aufarbeitet und präsentiert, könnte ein vielfältiges Panorama des Ortes liefern.

Die alte Industriemühle Maarschalkerweerd oder das mehr als 600 Jahre alte Gut Rodehorst bieten Ansätze für manch spannende Recherche. Gerade zur Mühle, den Betreibern und Nutzern gibt es noch Zeitzeugen, so dass über die Technik hinaus auch die Sozialgeschichte aufbereitet werden könnte.

Evt. könnte auch eine Sammlung von Totenzetteln oder von Fotos von Dorfbewohnern seit der Frühzeit der Fotografie aufgebaut werden. Mit den zugehörigen Namen sind sicher noch manche Beschreibungen möglich, die später niemand mehr vornehmen kann.

Natürlich ist auch eine Darstellung der Entwicklung des Dorfes seit dem 2. Weltkrieg denkbar. Als Grundstock ist bereits eine größere Anzahl von Zeitungsartikeln der letzten ca. 35 Jahre zusammengetragen.

Über die Geschichte des Schützenwesens sind zu den Jubiläen 1987 und 2012 umfangreiche Festschriften erschienen, aber auch da gibt es noch Ansatzpunkte für weitere Untersuchungen.

Diese und andere Themen sind nicht nur für erfahrene „Forscher“ denkbar, sondern bieten auch Ansatzpunkte für Einsteiger. Interessenten könnten mit Heinz Weyer vom Historischen Arbeitskreis (Tel.: 02873 / 91 92 12) Kontakt aufnehmen.

Weitere Veröffentlichungen des Wertherbrucher Arbeitskreises hängen nicht nur vom Aufwand zur Erstellung, sondern auch von der Akzeptanz in de Bevölkerung und der Finanzierung ab.